Vom 19. bis 23. Februar 2024 verbrachte ich eine Schulwoche in Doboj. Gleich bei meiner Ankunft wurde ich herzlich von Direktor Predrag Pašić begrüßt und seinem nicht minder freundlichen Kollegium vorgestellt. Als Lehrerin in Österreich bin ich den Schulalltag gewohnt, doch ich war sehr gespannt darauf, wie Schule außerhalb der österreichischen Grenzen aussehen kann. So tauschte ich mit meinen bosnischen Kolleg:innen Erfahrungen über die Schule in Bosnien und Österreich aus und wir erkannten bald, dass zwar die gesprochene Sprache eine andere ist und es kulturelle Unterschiede gibt, uns aber dennoch vieles eint, das uns als Lehrer:innen in jedem Land beschäftigt. Wie können wir Niveauunterschiede von Schüler:innen im Unterricht berücksichtigen? Wie motiviert man Schüler:innen zum Lernen? Welche Methoden können wir im Unterricht anwenden? 

All diese Fragen und noch mehr durfte ich im Zuge meines einwöchigen Praktikums in Doboj diskutieren und im Unterricht hautnah miterleben. So konnte ich durch Unterrichtsbeobachtungen in Deutsch als Fremdsprache sehen, wie Deutsch gelehrt und gelernt wird, wenn außerhalb des Klassenraums kaum Deutsch gesprochen wird. Aber auch durch meine eigene Beteiligung am Unterricht erkannte ich Probleme beim Erlernen einer fremden Sprache und auch, dass zum Sprechen eine Portion Mut gehört, vor allem, wenn eine Muttersprachlerin den Unterricht begleitet. Besonders beeindruckt hat mich der respektvolle Umgangston zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen und die gut strukturierten Unterrichtsstunden mit teils weniger technischer Unterstützung als ich es aus Österreich kenne.  

Neben dem Besuch im Deutschunterricht begleitete ich eine Kollegin in Informatik und lernte selbst noch etwas dazu. Auch im Englischunterricht erweiterte ich meinen Wortschatz um ein paar Vokabeln und nahm mit, dass Jugendwörter in Bosnien und Österreich oft dieselben sind – so hört man unter Jugendlichen die Wörter „cringe“ oder „bro“ auch über die Landesgrenzen hinweg. Im Kochunterricht wurde flambiert und ich war überrascht, wie gekonnt die Schüler:innen mit einem lodernden Feuer umgingen und wie freundlich sie mir gegenüber waren, obwohl wir sprachliche Barrieren überbrücken mussten. Zur Sprache gehören eben nicht nur Worte, sondern auch Gesten, die zum Verständnis beitragen. 

Der Schulalltag war jedoch nur ein Teil meiner Reise. Auch die bosnische Kultur wurde mir nähergebracht. Bei einem Ausflug zu einem Bauernhof mit Direktor Predrag Pašić zum Beispiel lernte ich regionale Spezialitäten wie Pfefferminzsaft kennen oder kostete in einer Konditorei die süßesten Torten und den typisch bosnischen Kaffee aus der Džezva – den kannte ich zwar schon von zuhause, aber es ist doch etwas anderes, diese Köstlichkeit im Land selbst zu trinken. 

Für mich werden aber immer die Herzlichkeit und Gastfreundschaft – sowohl von Lehrer:innen und Schüler:innen – in Erinnerung bleiben und ich bin sehr froh, dass ich diese außergewöhnliche Reise machen konnte und eine sehr ereignisreiche und spannende Woche erleben durfte. Hvala puno – Dankeschön! 

Prof. Stephanie Leeb